Egli-Krippenfiguren sind bis heute legendär. Egli-Figuren schmücken nicht nur zahlreiche Krippen in Kirchen der Schweiz. Sie erklären auf anschauliche Art die Bibel. Eine der Schöpferinnen hatte nach Baar geheiratet. Diesen Sommer ist sie verstorben. Eine Würdigung der Frau, nach der die Krippenfiguren benannt sind: Doris Egli.

Egli-Figuren sind etwas ganz Besonderes. Zwar haben sie alle keine Gesichter. Und trotzdem verfügen sie über einen höchst individuellen Ausdruck, der durch die jeweilige Körperhaltung der Figuren entsteht – sodass sich jeweils in der Fantasie des Betrachters eine ganz eigene Person herausbildet.
Sie sind gemacht aus Draht, Stoff, Holz und ähnlichem Material. Diese bis zu 130 Zentimeter grossen biblischen Erzählfiguren sind nicht nur biegsam. Da sie von oben bis unten mit Stoff überzogen sind, können ihre Kleider auch beliebig gewechselt werden. Ihre im wahrsten Sinne des Wortes stoffliche Aura und ihre wuscheligen Mähnen verleihen ihnen eine angenehm bescheidene und demütige Ausstrahlung. Gleichzeitig wirken sie knuffig, gesellig, herzlich. Man findet sie sofort sympathisch. Sympathisch menschlich.
Die Frau, nach der die Figuren benannt sind und die sie zwar nicht erfunden, aber massgeblich in den 1960er Jahren entwickelt hat – zusammen mit ihrem Mann – erklärte einmal: «Die fertigen Figuren sind bereit, geführt, geformt, verändert, lebendig zu werden. Gerade die ausserordentliche Beweglichkeit des Materials und die grosse Standfestigkeit ermöglichen es, die Figuren immer wieder anders zu uns sprechen zu lassen.»
Erfunden im Kloster
Die gebürtige Ostdeutsche Doris Egli schuf in den Sechzigerjahren erste bewegliche Figuren, um ihren Kindern biblische Geschichten besser erzählen zu können. Doris Egli hatte nach Baar geheiratet und dort eine der wenigen Frauen kennengelernt, die damals als erste die beweglichen Krippenfiguren herstellten. Ihren Ursprung hatte diese neue Art der Figur im Sommer 1964 im Schweizer Kloster Ilanz.
Der Name Egli wurde zum Markenzeichen der Figuren. Und Doris Egli perfektionierte Aufbau und Funktion konsequent weiter. Die Künstlerin sah in der Beweglichkeit der Figuren und ihrer vielseitigen Nutzbarkeit einen grossen pädagogischen Wert: «Sie helfen uns, komplizierte Texte besser zu verstehen. Wir lernen, die Dramatik eines Textes in die Bildersprache zu übersetzen.» Von Doris Egli stammt der schöne Satz: «Je mehr wir spielen, desto weiter kommen wir.»
Christkind in die Krippe gelegt
«Es war für mich ein besonderes Erlebnis, als ich als kleiner Junge in den 1970er Jahren das Christkind in die Krippe der Egli-Figuren in der Kirche St. Thomas in Inwil legen durfte», erinnert sich der 58-jährige Sohn Bernardo Egli gegenüber kath.ch.
Mit seinen drei älteren Schwestern sei er mit den biegsamen Stofffiguren seiner Mutter quasi aufgewachsen. «Dies hat unsere Familie zweifellos mitgeprägt.» Jahrzehnte später habe er dann in der Schweiz die Materiallieferungen für die Puppen seiner Mutter übernommen. «In rund 50 Kirchen der Schweiz sind die universalen Egli-Figuren im Einsatz.»
Behinderte in Stiftung stellen Gestelle her
Heute stellt die Stiftung Brändi in Horw die Figurengestelle auf Nachfrage her. Die Gestelle für die biblischen Erzählfiguren werden von behinderten Menschen an geschützten Arbeitsplätzen produziert. Allerdings hat die Produktion in den vergangenen Jahren nachgelassen.
Ebenso gibt es immer weniger Kurse, um das Herstellen der kleinen, bis zu 30 Zentimeter grossen Egli-Figuren zu erlernen. Die grosse Zeit der Egli-Figuren ist sicher vorbei. Diese Entwicklung schmälert nicht die grosse Leistung und die Leidenschaft des Ehepaars Doris und Primo Egli, die sich jahrelang der Entwicklung der Figuren gewidmet haben. Im Sommer ist Doris Egli im Alter von 87 Jahren verstorben. Nur drei Wochen später schied ihr Ehemann Primo, der ursprünglich gelernter Innenarchitekt war, an seinem 94. Geburtstag aus dem Leben.
Kennengelernt hatten sich die beiden 1955 in Stuttgart, geheiratet haben sie 1959 in der Schweiz. Ab 1985 haben sie sich dann beide vollumfänglich den Erzählfiguren gewidmet. Eine Ehe im Dienst der Bibel, quasi.
Die Würdigung in voller Länge kann hier auf kath.ch gelesen werden.