zurück zu den Beiträgen unserer Fachstellen

Resonanzpädagogik im Religionsunterricht: Ein Schlüssel zu erfolgreichem Lernen

Wie unterstützt die Resonanzpädagogik den Religionsunterricht? Diese Frage thematisierten 36 Religionslehrpersonen aus dem Kanton Zug am Ökumenischen Jahrestreffen.

Ein Klassenzimmer voller begeisterter und leuchtender Kinderaugen – das ist das Ziel vieler Lehrpersonen. Doch im Schulalltag bleibt dieser Moment häufig aus. Wie gelingt es den Lehrpersonen, angemessen auf die Schulkinder einzugehen und sie für den Lernstoff zu begeistern? Ein Ansatz ist die Resonanzpädagogik, die die Bedeutung von Beziehungen und Empathie im Lernprozess hervorhebt.

36 katholische und reformierte Religionslehrpersonen aus dem ganzen Kanton Zug beschäftigten sich Mitte November bei ihrem Jahrestreffen intensiv mit dieser Lern- und Unterrichtsmethode. Organisiert wurde das Treffen von Maria Oppermann, Leiterin der reformierten Fachstelle für Religionspädagogik, in Absprache mit der katholischen Fachstelle Bildung, Katechese und Medien. Als Referent sprach Wolfgang Endres. Er ist selbst Lehrperson sowie Sozialpädagoge und Co-Autor des berühmten Soziologen Hartmut Rosa, der die Resonanztheorie entwickelt hat. Endres eröffnete das Jahrestreffen mit den Worten: «Wir lernen von klein auf. Doch was noch viel wichtiger ist: Lernen ist keine Kopfsache.» Vielmehr geht es beim Lernen um die Verbindung zum Gegenüber. Und damit ist der Kerngedanke der Resonanzpädagogik schon fast getroffen.

Beim Erklären ist der Referent Wolfgang Endres in seinem Element. Foto: Melanie Schnider

Augen leuchten dank guten Beziehungen

Resonanzpädagogik möchte von einem rein sachbezogenen Lernen wegkommen und zu einem Lernen in Beziehungen gelangen, zu einem Lernen durch aktives Zuhören und Kommunizieren. Auf der Seite der Religionslehrpersonen geht es bei der Resonanzpädagogik darum, ein Gespür für das Schulkind zu entwickeln und auf es eingehen zu können. «Haben Lehrpersonen und Lernende einen guten Draht zueinander, können sie eine Resonanzbeziehung empfinden», führte Endres aus. Dies sähe man am Leuchten in den Augen. Augen sind somit «Resonanzfenster».

«Für Kinder ist es sehr wichtig, von den Lehrpersonen gesehen zu werden, um eine Beziehung entwickeln zu können», betonte der Referent. Dabei das richtige Mass zwischen Nähe und Distanz zu finden, sei zentral. Der Philosoph Bernhard Waldenfels beschreibt dies treffend: «Hören im Resonanzmodus ist immer schon ein Antworten. Antworten im Resonanzmodus ist immer noch ein Hören.» Um Nähe und Distanz abzuwägen und Resonanz zu erzeugen, probierten die Religionslehrpersonen in Gruppen verschiedene Übungen aus.

Angeregt diskutierten die Religionslehrpersonen zu den Inputs aus den Gruppenübungen. Foto: Melanie Schnider

Resonanz fördern durch praktische Übungen

In Zweiergruppen mussten die Teilnehmenden beispielsweise in kürzester Zeit möglichst viele Gemeinsamkeiten voneinander aufzählen. Oder sie diskutierten eine Herausforderung aus dem Religionsunterricht aus unterschiedlichen Perspektiven: aus einer rein emotionalen, einer optimistischen, einer pessimistischen, einer faktenbasierten und einer innovativen. «Es ist toll, dass wir solche Spiele gleich für unseren Unterricht übernehmen können», meinte Gaby Schärli, Religionslehrerin im Pastoralraum Zugersee, nach dem Jahrestreffen im reformierten Kirchenzentrum Zug. Marek Stejskal, Religionslehrer im Pastoralraum Zug Berg, sagte: «Die Inputs haben mir Mut gemacht, auf das, was die Schulkinder senden, noch mehr einzugehen, um positive Resonanz zu erzeugen.»

Mit farbigen Zetteln drückten die Religionslehrpersonen während einer weiteren Übung ihre Meinung zu Unterrichtsthemen aus. Foto: Melanie Schnider